Transkontinentale Schienenverkehrssysteme müssen mit unterschiedlichen Stromversorgungssystemen kompatibel sein.

Trend

Grenzen überwinden

Für den Bau von transkontinentalen Schienenverkehrswegen ist die richtige Mischung an globalen Partnern nötig. Nur so lassen sich die unterschiedlichen Hochspannungssysteme miteinander harmonisieren.

Elektrifizierte Schienenverkehrssysteme bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Systemen: Sie sind zuverlässiger, erlauben höhere Betriebsgeschwindigkeiten und gleichzeitig eine Reduzierung der Kohlenstoff-emission. Dennoch sind bei Projekten zur Ausweitung elektrifizierter Schienenverkehrssysteme in großem Umfang viele technische Aspekte zu berücksichtigen. Bei der Elektrifizierung von Schienenverkehrssystemen ist bezüglich Projektplanung und Ausführung ein anderer Ansatz notwendig. Dies gilt besonders für sehr große Projekte wie Inter-kontinentalstrecken. Hier sind ein umfassendes technisches Fachwissen und eine große Anpassungsfähigkeit nötig. Außerdem müssen Netze harmonisiert sein. Nur wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, können Ingenieure Schienenverkehrssysteme bauen, die Kontinente und Länder mit unterschiedlichen Hochspannungs-Stromversorgungssystemen miteinander verbinden.

„Sehr große Projekte erfordern eine Art der Zusammenarbeit, die über umfangreiche Fachkenntnisse und Produktportfolios hinausgeht. Betreiber benötigen Partner mit einer Präsenz in den Ländern, in denen sie tätig sind.“

Ein Beispiel hierfür begann im Jahr 2015. China, Peru und Brasilien gaben die Pläne für die Twin Ocean Railroad bekannt, die den Porto do Açu an der Atlantikküste Brasiliens mit dem Puerto Ilo an der Pazifikküste Perus verbinden sollte. Die geplante Strecke von 5310 km sollte die Kosten und Dauer für den Transport zwischen beiden Küsten reduzieren, sodass Eisen, Mineralien und Sojabohnen schneller und günstiger nach China exportiert werden könnten. Obwohl sich dieses Projekt noch in der Anfangsphase befindet, ist es repräsentativ für zwei umfassendere Trends: die Entwicklung globaler ökonomischer Partnerschaften durch große multinationale Investitionen in Infrastruktur sowie die Vernetzung ganzer Kontinente durch eine Kombination aus herkömmlichen und elektrifizierten Eisenbahnen.

Während des letzten Jahrzehnts sind die Investitionen in neue Infrastruktur in Westeuropa zurückgegangen. Stattdessen wurde der Schwerpunkt auf das Nachrüsten bestehender Technologien gelegt. Bei einigen Projekten bekamen traditionelle europäische Eisenbahnbauer starke Konkurrenz durch neue chinesische Wettbewerber, die über das passende Produktportfolio verfügten, um unsere Versorgungssysteme nachrüsten zu können. Umgekehrt konnten dieselben europäischen Firmen mit ihrem Fachwissen über Eisenbahnbau neue Märkte in Asien erschließen. Durch Spezialisierung haben sich neue Chancen für kleinere regionale Unternehmen und Erstausrüster bzw. OEM eröffnet. Sie können Nischen in großen internationalen Projekten füllen. Während sich die Projekte der Zukunft in ihrem Umfang an das riesige Projekt 'Twin Ocean Railroad Connection' annähern, verliert die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern für Netzbetreiber immer mehr an Attraktivität. Stattdessen suchen die Betreiber nach Partnern, die Fachkenntnisse aus der eigenen aber auch aus fachfremden Branchen besitzen und so Speziallösungen anbieten können. Durch ein breites Fachwissen in den Bereichen Energieversorgung oder Fabrikautomatisierung sind Lieferanten beispielsweise in der Lage, ihre Lösungen aus einer anderen Branche an die Besonderheiten des Schienenverkehrs anzupassen. Dennoch reicht es nicht aus, einen globalen Kundenstamm oder eine Reihe an aktiven Projekten zu besitzen. Sehr große Projekte erfordern eine Art der Zusammenarbeit, die über umfangreiche Fachkenntnisse und Produktportfolios hinausgeht. Betreiber benötigen Partner mit einer Präsenz in den Ländern, in denen sie tätig sind. Die anhaltende Präsenz in einem Land ermöglicht es Unternehmen, Netzbetreiber mit einem breiten Spektrum an spezialisierten lokalen Dienstleistungen und Ressourcen zu versorgen. Dies können z. B. die Fertigung, Distribution und der Technische Support vor Ort sein, aber auch Montageanweisungen und Schulungen in der jeweiligen Landessprache.

Zusammenarbeit unter Technikpartnern.
Technikpartner müssen in der Lage sein, zuverlässige Elektrifizierungslösungen für verschiedene Umgebungen zu entwickeln – von feuchten Küstenlandstrichen über trockene Wüsten bis hin zur eisigen Tundra.

Es ist und bleibt eine Herausforderung, Wissen und Erfahrung von einem Projekt auf ein anderes und über Branchen hinweg zu übertragen. In Zukunft erfordern Megaprojekte wie dem Trans-Asian Railway (TAR)-Netz nicht nur eine umfassende Zusammenarbeit und den Austausch von Fachwissen, sondern auch eine große Anpassungsfähigkeit. Eine der vielen Herausforderungen des TAR-Projekts ist die Vielzahl extremer und rauer Umgebungen auf dem Streckenverlauf. Das geplante Schienennetz von 80.900 km führt von der asiatischen Pazifikküste bis vor die Tore Europas. Bis heute sind mehr als 41 Länder an diesem Projekt beteiligt. Technikpartner müssen in der Lage sein, zuverlässige Elektrifizierungslösungen für verschiedene Umgebungen zu entwickeln – von feuchten Küstenlandstrichen über trockene Wüsten bis hin zur eisigen Tundra. Es ist unbestreitbar, dass ihre Anpassungsfähigkeit ein Vorteil der großen globalen Anbieter ist. So werden beispielsweise Projekte, die in einer Region bereits genehmigt wurden, in neuen oder sich entwickelnden Märkten erneut genehmigt. Damit sehr große Projekte erfolgreich verlaufen, müssen globale Anbieter in der Lage sein, Lösungen von einer Region auf eine andere zu übertragen, um Dauer und Kosten der Entwicklung deutlich zu reduzieren.

  1. Lösungen für die Elektrifizierung des Schienennetzes (Englisch)

Schienenverkehrsprojekte werden durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, wie z. B. regionale Spezifikationen und Umgebungsbedingungen. Durch den lokalen Ansatz von TE Connectivity bezüglich Fertigung und Design erhalten Partner einen deutlichen Vorteil.

Die Harmonisierung von Versorgungsnetzen und die Kooperation über Grenzen hinweg zu stärken, waren Europas Hauptanliegen des letzten Jahrhunderts.  Der Wandel vollzog sich langsam, da die Investitionen und der Aufwand dafür, ein großes 15-kV-Netz wie das Deutsche an den 25-kV-Standard von Westeuropa anzugleichen, beträchtlich waren. (Dabei geht es lediglich um das Schienennetz selbst, ohne Signalsysteme, Umspannwerke oder Schienenfahrzeuge.) Im Zeitalter von Megaprojekten müssen ideale Partner eine Vielzahl an Anwendungen und Spannungsanforderungen unterstützen, die auf dem gesamten Schienensystem einsetzbar sind. Es gilt also, vorausschauende Lösungen zu entwickeln, die sich an zukünftigen Anforderungen orientieren, und so die Harmonisierung der Netze zu ermöglichen. Die hohen Kosten für das Nachrüsten ganzer Netze aufgrund neuer Platz- oder Spannungsanforderungen fallen dann weg.

Intelligent entscheiden

Die Welt wird kleiner, heißt es oft. Die Herausforderungen, die die großen Projekte der nächsten Generation an uns stellen, machen dagegen deutlich, dass die Welt groß und komplex ist. Für den Bau von Interkontinentalschienennetzen sind bedeutende Investitionen zeitlicher, technischer und wirtschaftlicher Natur erforderlich. Für die Aussicht, geografisch und wirtschaftlich unterschiedliche Regionen durch ein elektrifiziertes Schienennetz miteinander zu verbinden, lohnt es sich jedoch, unsere traditionellen Geschäftspraktiken und die Art, wie wir globale Partnerschaften entwickeln, zu überdenken.